Es war einmal...

DIE GESCHICHTE DES DARTSPORTS

Auf dieser Seite beleuchten wir die Entstehung und Entwicklung der Sportart Darts von den antiken Anfängen bis in die heutige Zeit. Und solltes Du keine Lust haben den Artikel zu lesen, kannst Du auch einfach entspannt unser Video zu dem Thema ansehen!

Die Ursprünge

Wie Darts genau entstand, ist unklar. Die Wurzeln reichen jedenfalls bis in die Zeit von vor 400.000 Jahren zurück. Damals wurden erstmals Wurfspeere verwendet, die damit die ältesten bekannten pfeilähnlichen Waffen sind. 30.000 v. Chr. entwickelten sich dann Pfeil und Bogen. Die ersten Gegenstände die augenscheinliche Ähnlichkeit mit dem heutigen Sportgerät hatten, entstanden wahrscheinlich vor knapp 2500 Jahren. Abgebrochene Speer- und Pfeilspitzen wurden auf Baumscheiben, die als Ziele dienten, geworfen. Das Training wurde „daroth“, „daruth“ oder „darte“ genannt. Die Römer besaßen kleine Wurfpfeile, die Plumbata, welche dem Kriegseinsatz dienten.

Ob der Dartpfeil seinen Ursprung wirklich zu jener Zeit hatte, ist wissenschaftlich nicht zweifelsfrei belegt. Manche sehen diesen auch erst bei den Kelten im 1. Jahrhundert. Das Darts ehemals das Geschick und die Zielgenauigkeit im Kampf trainieren sollte, steht allerdings außer Frage.

Plumbata: Wurfpfeil der Römer, der große Ähnlichkeit mit einem modernen Dart vorweist

Skizze: Leo Decristoforo / CC-by-sa 3.0/de (bearbeitet, zur Quelle)

Heinrich VIII.

Die Franzosen setzten später bei ihren Schlachten abermals Wurfpfeile als Waffe ein. Diese nannten sich Darts. Zum Zeitvertreib warf man diese auf Scheiben. Erstmalig diente Darts nicht mehr dem Kriegerischen, sondern war zum Hobby geworden. Vor allem in Frankreich war dieses sehr beliebt, was absurd ist, wenn man bedenkt, dass Thibault Tricole 2022 der erste Franzose überhaupt war, der sich für eine Weltmeisterschaft (WDF) qualifizieren konnte.
Auch in Großbritannien hörte man mehr und mehr davon. Angeblich schenkte Anne Boleyn um 1530 ihrem Mann, König Heinrich VIII., einen Satz jener Pfeile. Am Königshause angekommen, sollte das Darten in ganz England immer mehr an Popularität gewinnen.

Anne Boleyn

Heinrich VIII.

Anne Boleyn

HenryVIII
BoleynAnne

Heinrich VIII. & Anne Boleyn

Auf dem Weg zur richtigen Sportart

Ab 1860 entwickelte sich Darts dann hin zu einer richtigen Sportart. Eine solche verlangt natürlich genaue Regeln. Um einen Abwurfpunkt zu finden, stapelte man – der Legende nach – Bierkisten hintereinander. Daher kommt wohl auch der willkürlich wirkende Abstand zur Scheibe von 2,37 Metern. Die angesprochenen Bierkisten stammten angeblich von der Firma S. Hockey and Sons aus dem Südwesten Englands. Der Theorie nach soll sich aus dem Hockey des Firmennamens das Wort Oche, also die heutige Bezeichnung für die Abwurflinie, entwickelt haben.

Die Entstehung erster Dartboards

Doch wie entwickelten sich eigentlich die Dartboards? Früher benutze man als Zielscheiben Baumscheiben oder Fassböden. Man hat den Schwierigkeitsgrad beim Spielen erhöht, indem man nicht nur die Scheibe, sondern besondere Abschnitte zu treffen versuchte. Die Jahresringe der Bäume sind wohl der Grund dafür, dass wir heute Doppel- und Triplefelder sowie den Bull’s Ring und das Bull’s Eye haben. Durch Risse im Holz entwickelten sich zusätzlich wohl die heutigen Zwanzigstel, also die Punktesegmente 1-20. Eine andere Theorie besagt, dass Wagenräder und deren Speichen als Vorlage dienten. Im Jahr 1896 ordnete der Zimmermann Brian Gamlin diese Felder jedenfalls so an, wie wir sie heute noch kennen. Ausschlaggebend bei seiner Wahl war wohl auch, dass er Gerüchten zu Folge als Schausteller umherzog und durch die gemeine Anordnung, hohe neben niedrigen Zahlen, Glückswürfe seltener machen konnte. Trotz der Tatsache, dass man die Felder in mehr als 120 Billiarden Varianten verteilen kann, gilt Gamlins Einteilung immer noch als nahezu perfekt, da die Punkte gleichmäßig auf der Scheibe verteilt sind.

Moderne und professionelle Dartboards bestehen heute aus Sisal, einer Agaven-Faser. Kork oder Papier gehören weitestgehend der Vergangenheit an. Und auch das Drahtnetz, die sogenannte Spinne, das die Segmente von einander abgrenzt, hat sich mit der Zeit dahingehend verbessert, dass es immer dünner geworden ist.

Eine Holzscheibe, die heutigen Boards wohl als Vorlage diente und ein heute übliches Sisal-Dartboard, allerdings mit relativ dicker Spinne.

Weiterentwicklung und ansteigende Popularität

Zur Stabilisierung der Darts auf ihrer Flugbahn dienten zunächst Truthahnfedern, bis ein Amerikaner 1898 die ersten Papier-Flights entwickelte. Die erste bekannte Anzeige für Dartboards veröffentlichte 1901 das Stationer, Printer and Fancy Trades Register.

In Großbritannien war Darts zu einem massentauglichen und populären Zeitvertreib geworden, so wundert es nicht, dass Anfang des 20. Jahrhunderts dort die ersten Wettbewerbe in der neuen Sportart stattfanden.

Zeichnung eines Holzpfeils mit Truthahnfedern als Flights

Dass damals schon drei Würfe eine Aufnahme bildeten, geht aus den Meldungen einer Lokalzeitung aus Lancaster hervor. Diese meldete 1902 die ersten 180er, die nur mit drei Pfeilen den Maximalwert bilden und zu erzielen sind. Bis dato war das Dartbarrel aus Holz. Dies sollte sich 1906 ändern, als in Yorkshire erstmals Metall als Herstellungsmaterial genutzt wurde. Die sogenannten Brass-Darts, die wie der Name erahnen lässt, aus Messing bestehen, sollten ab den 30er Jahren den Holzpfeil vollständig ablösen und lange bevorzugt bleiben.

Hope and Anchor Darts Club, London um 1925

Darts in einem Londoner Pub, 1937

Der harte Weg zur Akzeptanz

Vollständige Akzeptanz erfuhr der Dartsport damals allerdings noch nicht. Da dieser als Glückspiel galt, durfte man ihn nicht in der Öffentlichkeit, also auch nicht in den Pubs betreiben. Genauso wenig durfte natürlich darauf gewettet werden. Da die Britten aber bekanntlich besonders gerne und auf alles Mögliche setzen, ließ Jim Garside in seinem Wirtshaus in Leeds, dem Adelphi Inn, genau dies zu. Sein Spiel flog aber auf und er landet 1908 vor Gericht. Dort behauptet Garside, dass Darts nichts mit Glück, sondern mit Können zu tun habe. Um dies zu beweisen, bat er seinen Freund und zugleich besten Spieler der Umgebung William Bigfoot Anakin seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Dieser traf vor den Augen der Justiz dreimal die einfache Zwanzig. Als der Gerichtsdiener ihm dies nachzutun versuchte, gelang es ihm lediglich mit einem Pfeil überhaupt die Scheibe zu treffen. Zur weiteren Verdeutlichung warf Anakin alle drei Darts in die Doppel-Zwanzig. Die Richter waren verständlicher Weise so beeindruckt, dass sie richtig feststellten: „This is no game of chance“ (Dies ist kein Glücksspiel).

Dieses Urteil begünstigte und beschleunigte die Verbreitung von Darts auf der Insel. 1937 sollte der Sport einen neuen Meilenstein erfahren. 300.000 Menschen nahmen an den Londoner Stadtmeisterschaften, dem teilnehmerreichsten Turnier aller Zeiten teil und Königin Elizabeth höchstpersönlich eröffnete den Wettbewerb mit einem Wurf auf das Board. Was sie damals wohl getroffen hat?

Neue Materialien für den Sport

Um 1960 herum werden die Darts erneut verändert. Das Problem an Messing (Brass) ist dessen geringe Dichte, was die Pfeile so breit machte, dass man sie auf dem Dartboard kaum eng beieinander platzieren konnte. Abhilfe lieferte das Metall Wolfram (engl.: Tungsten). Erstmals konnten schlanke aber dennoch nicht zu leichte Darts hergestellt werden. Die Averages stiegen enorm und machten den Sport noch attraktiver. Heute gibt es zwar noch Brass-Darts zu kaufen, für ambitionierte Spieler oder Profis stellen diese aber keinen Ersatz dar.

John Lowe (dreifacher Weltmeister) und Bob Anderson (einmaliger Weltmeister) bei den Winmau World Masters 1985 (Bild: Nicola, Wikimedia Commons, CC-by-sa 4.0)

Ein Brassdart (oben) und ein moderner hightech Tungsten-Dart (unten)

Bild unten: target-darts.co.uk **
** Diese Webseite gehört nicht zu Target

1970 war mit dem News of the World Turnier erstmals Darts im englischen Fernsehen zu verfolgen und acht Jahre später startete die BBC die TV-Übertragung der Weltmeisterschaft. Dies sorgte dafür, dass sich der Sport in den 80er Jahren auf seinem vorläufigen Zenit befand. Die Spieler waren Stars von großer Bekanntheit und einige konnten durch ihren Sport den Lebensunterhalt finanzieren.

Die dunkle Phase

Allerdings war es damals noch gestattet auf der Bühne Alkohol und Tabak zu konsumieren, wie es auch in den Pubs üblich war. Teilweise sah man also völlig betrunkene Akteure, die kaum noch die Kontrolle über sich selbst hatten. Not the Nine O’Clock News, eine Comedy Sendung, die Anfang der 80er Jahre auf BBC2 zu sehen war und in der unter anderem Rowan Atkinson (Mr. Bean) mitwirkte, veröffentlichte einen sehr berühmten Sketch, der sich über eben dieses Phänomen lustig machte.

In der Gesellschaft litt das Image des Sports unter dieser Unprofessionalität und viele Sponsoren wandten sich ab. Darts hatte ein Stück Faszination eingebüßt. Bald war die Weltmeisterschaft das letzte verbliebene Turnier, welches im Fernsehen zu sehen war. Auch das Verbot von Alkohol 1989 reichte den ehemaligen Sponsoren nicht, um wieder mit dem Sport für sich werben zu wollen.

Die Einnahmen vieler Profis reichten nun nicht mehr, um davon leben zu können. Daher beschlossen 1992 die 16 besten Dartsspieler, unter ihnen Phil Taylor oder Eric Bristow, ihren eigenen Verband, den World Darts Council (WDC), zu gründen. Ziel war es durch eine besondere Öffentlichkeitsarbeit das Image aufzupolieren und Geldgeber an Land zu ziehen. Und dies sollte mit Hilfe des Senders Sky Sports tatsächlich gelingen, der bereits in der Anfangszeit drei WDC-Turniere im Jahr übertrug. Der British Darts Organisation gefiel dies zunächst einmal gar nicht und die Spieler des Konkurrenz-Verbands wurden für alle Wettbewerbe der World Darts Federation (WDF) gesperrt. Diese klagten dagegen und außergerichtlich konnte sich 1997 darauf geeinigt werden, dass beide Verbände parallel bestehen und die WDF als weiterer Dachverband fungieren darf. Die WDC änderte ihren Namen und heißt seit damals Professional Darts Corporation (PDC). Bei dem beschriebenen Ereignis spricht man vom sogenannten Darts Split.

Bild: Sven Mandel / CC-BY-SA-4.0

Popularität in der ganzen Welt

Heute steht wieder der Sport im Fokus. Die PDC ist der Verband mit den großen Namen, bei dem es um einiges mehr an Geld geht und der am prestigeträchtigsten ist. Spricht man von der Darts-WM meint man im Allgemeinen die der PDC, welche während des Jahreswechsels im Alexandra Palace in London stattfindet. Bis 2020 trug die BDO ihre Weltmeisterschaft im Januar in Frimley Green aus.  Besonders ist, dass auch ein gesonderter Frauenwettbewerb bei diesem Verband existierte. Aufgrund finanzieller Probleme löste sich der Verband in dem benannten Jahr auf. Die WDF wird aber wohl anstelle der BDO entsprechende Events ausrichten.

Zum ersten Mal war Darts in Deutschland 2004 im Fernsehen zu sehen. Das Deutsche Sportfernsehen (DSF, heute Sport1) und deren Kommentator Elmar Paulke berichteten damals noch aus der Circus Tavern in Essex und wagten damit ein Experiment. Denn wie der Sport hierzulande aufgenommen werden würde, war überhaupt nicht klar. Heute ist es das: Darts erzielt Traumquoten und der Sport boomt. Die ersten Deutschen mischen in der Weltspitze mit. Bis einer von ihnen zu den ganz großen Stars gehört und Titel gewinnt, scheint wohl nur noch eine Frage der Zeit zu sein.